SCHWIMMVEREIN WIKING KIEL  von 1939 e.V.

27.12.2010 - 06.01.2011 - Juhei, wir fahr’n in die ...   (Reloaded)

Um mit den drei gemeldeten Mannschaften erneut gute Ergebnisse bei Vor- und Endkämpfen des Deutschen Mannschaftswettbewerbs Schwimmen (DMS) in der Landesliga Schleswig-Holstein zu erringen, war schon im Herbst ziemlich sicher, dass über den Jahreswechsel ein Trainingslager stattfinden solle. Doch wohin sollte es gehen? Hawaii? Kannte man ja schon. Alter Hut. Abu Dhabi? Auch schon gesehen. Zudem in Zeiten des Vettel-Fiebers ziemlich überlaufen. Schied als Ziel folglich ebenfalls aus. Nun ja ... wohin denn dann? Vielleicht in die Tschechische Republik? Nach Pilsen? Klar. Warum auch nicht? Was dem Pauschaltouristen sein Mallorca, ist dem Wikinger schließlich sein Pilsen. Mit dem altbewährten Dauerbrenner der letzten Jahre kann man ja irgendwie auch nichts falsch machen. Ohne Kampfabstimmung über das Reiseziel konnte der Koffer also am Ende seelenruhig und ohne die Beachtung einer im Falle einer Fernreise einengenden Gewichtsbe- schränkung für eine gemütliche Bahnfahrt gepackt werden.

Dass sich am Abreisetag dann die relativ geringe Anzahl von zehn Aktiven mit Alice und Gerd auf den Weg nach Pilsen machte, lag sowohl an der in vielen Fällen vorherrschenden Unvereinbarkeit des Trainings- lagerzeitraumes mit Studium, Bundeswehr, Ausbildung, Beruf oder sonstiger persönlicher Planung nach den Weihnachtsfeiertagen als auch an dem Ausfall einer kleinen vierköpfigen Gruppe, die mit dem Auto anreisen wollte. Aufgrund des wiederholten Wintereinbruchs, den die DB AG stets als guten Sündenbock ihrer – wohl vielmehr in einer verfehlten Spar- und Investitionspolitik begründeten – Unpünktlichkeitsproblematik zu gebrauchen weiß, war wenige Tage zuvor allerdings auch für die- jenigen, die sich gegen 06:30 Uhr in der Kieler Bahnhofshalle einfanden, noch völlig unklar, ob man denn auch wirklich für neun Trainingstage tschechische Kacheln würde zählen können. Schneeverwehungen auf der geplanten Route, liegengebliebene oder umkehrende Züge sowie weitere wetterlastige Nachrichten der zurückliegenden Tage nährten nicht gerade die Hoffnung, in dem anstehenden Trainingslager den Feinschliff für die kommenden Wettkampfteilnahmen zu erhalten.

Am Ende gab Alice dann aber grünes Licht. Zum Glück. Es konnte also losgehen. Um die vorherige Behauptung in Bezug auf ein großes Verkehrsunternehmen zu untermauern, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass wir schon in Kiel umdisponieren mussten. Immerhin verbesserten wir uns verkehrsmitteltechnisch von NOB zu ICE. Ist ja auch etwas. In Hamburg angekommen wurde der EC, der uns nach Prag bringen sollte, mit gewohnter, fast standesgemäßer Verspätung von knapp einer Stunde bereitgestellt. Seltsamerweise kam im Verlaufe der Bahnfahrt nicht mehr allzu viel Verspätung hinzu. War wohl ein Glückstag für uns. Die Weiterfahrt nach Pilsen fand selbstverständlich in dem altbekannten und allseits beliebten „Weltbus“ statt. Angesichts der niedrigen Außentemperaturen schmeckte das im Fahrpreis enthaltene Heißgetränk natürlich noch besser als sonst.

Die Wege nach der Ankunft in Pilsen waren bekannt und bedurften nach teilweise jahrelanger Trainingslagerteilnahme keiner wirklichen Lenkung mehr. Nach Bezug des Quartiers konnte sich schließlich gedanklich auf die erste Trainingseinheit am folgenden Tag vorbereitet werden. Ange- setzt war diese für 06:30 Uhr. Für viele Teilnehmer vielleicht etwas unge- wohnt, doch ein Trainingslager ist ja schließlich auch kein Erholungs- urlaub.

Die frühe Anfangszeit der ersten, stets zweistündigen Wassereinheit des Tages blieb weitgehend erhalten. Nur am Sonntag nach Neujahr mussten wir Frühstück und Training in eine andere Reihenfolge bringen, weil das Hallenbad später öffnete. Der morgendlichen Einheit schloss sich am Nachmittag ein einstündiges Training an, welches vor allem kraftrauben- de Schnelligkeitsanteile aufwies. Nicht in geringerem Maße kräftezeh- rend war indes das Frühtraining. Im Gegensatz zu einem Trainingslager, das Grundlagen aufbauen soll und seinen Schwerpunkt auf lange Ausdauereinheiten legt, stand der Aufenthalt in Pilsen in seiner Gesamtheit ganz im Zeichen einer gezielten Wettkampfvorbereitung. Feintuning sozusagen. Im Ergebnis mit der langen Bahn und der Aufeinanderfolge der Trainingseinheiten nicht nur eine Abwechslung zum gewohnten Training in Kiel, sondern angesichts der äußerst eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten in Kiel über den Jahreswechsel vielmehr unabdingbar für Erhalt und Aufbau der eigenen Form.

Zwischen den Trainingseinheiten standen neben dem in Eigenregie organisierten Frühstück und dem gegenüber dem Hallenbad in einem kleinen Restaurant eingenommenen Mittagessen meist Ausruhen, Einkaufen, Spielen und Musikhören auf dem Programm. Wobei die Aufzählung nahezu abschließend sein dürfte. Trainingslager eben. Kulturelles wie der Besuch der örtlichen Brauerei und ein Ausflug in eine der umliegenden Städte wich während dieses Trainingslagers dem eigentlichen Grund des Aufenthaltes. Ohnehin hätte sich ein freier Tag mit einem Freizeitprogramm an der frischen Luft unter den winterlichen Rahmenbedingungen sicherlich als kontraproduktiv oder zumindest als nicht allzu angenehm erwiesen. Die Anzahl der Trainingstage und die Zusammenstellung des Trainingsprogramms machten einen freien Tag letztlich auch nicht zwangsläufig erforderlich.

An Silvester und Neujahr wurde uns jeweils eine Trainingseinheit erlas- sen. Sicherlich wegen des Jahreswechsels ... wohl aber auch mangels Öffnung des Hallenbades zu den Standardtrainingszeiten. Die sportliche Lücke am Silvestertag wurde mit einem kleinen Bowlingnachmittag geschlossen. Gut gelaunt und in Erwartung des neuen Jahres wurde von uns anschließend ein fröhlicher Silvesterabend eingeläutet. Gemein- sames Anstoßen in zwölfköpfiger Runde mit altersgerechten Getränken inklusive. Das erwartete gigantische Feuerwerk stellte von unserer Position aus leider mehr einen Rohrkrepierer dar. Der Bär steppte pyrotechnisch wohl am Ende in einem anderen Stadtteil. Aber für das nächste Mal wissen wir dann ja Bescheid.

Mit den Rahmenbedingungen konnten wir wieder sehr zufrieden sein. Im Schwimmbad, in der Unterkunft und in der Verpflegungsstätte fanden wir Umstände vor, die dem Ablauf des Trainingslagers äußerst zuträglich waren. Sehr vermisst werden wird sicherlich das in den Duschräumen integrierte Dampfbad. Äußerst nützliche Einrichtung. Vor allem nach einer anstrengenden Trainingseinheit auf der langen Bahn. Und nicht mit Aufpreis wie bei einem Saunabesuch. Das Essen war gut, jedoch trotz des erhöhten Energiebedarfs wieder einmal kaum zu schaffen. Ein ganz kleiner Wermutstropfen war vielleicht, dass wir noch nicht in den Genuss der neuen Einrichtung in unserer Unterkunft gekommen sind. Das Ergebnis der nach Aussage des Betreibers bald einsetzenden Umbauarbeiten würden wir uns ja aber im Rahmen unseres nächsten Trainingslagers in Pilsen anschauen können.

Auf das Heißgetränk im Bus mussten wir auf der Rückfahrt verzichten. Wir nahmen dieses Mal nämlich den Zug, um von Pilsen nach Prag zu fahren. Dass dieser viele Verspätungsminuten sammelte, störte letztlich nicht, da Alice einen ausreichenden zeitlichen Puffer eingeplant hatte. Der EC nach Hamburg und der RE nach Kiel hielten den Fahrplan ungewohnterweise ein. Was sagt man dazu? Die Wartenden im Kieler Bahnhof dürfte das gefreut haben.

Alice konstatierte am Ende des Trainingslagers zufrieden, dass sie eine in Bezug auf Einsatz, Motivation, Verhalten untereinander und ... (ganz viele gute Eigenschaften mehr) vorbildliche Truppe vorgefunden habe, für die sich das Trainingslager sicherlich auszahlen werde. Dass auch jüngere Aktive in Pilsen dabei waren, die im Februar höchstwahrschein- lich noch nicht in einer der drei gemeldeten Mannschaften beim DMS an den Start gehen werden, kann dabei nur positiv gedeutet werden. Diese Tatsache zeigt, dass zukünftig auf diese Kräfte zurückgegriffen werden können wird, wenn die Fluktuation um sich greifen sollte oder die Arrivierten einmal schwächeln sollten. Neben dem DMS wollen aber selbstverständlich noch viele weitere Wettkämpfe erfolgreich bestritten werden. Dafür wird dieses zurückliegende Trainingslager mindestens ebenso nützlich gewesen sein.

Sven Teegen
 

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